Kleine Geschichte des Hundeschildes

Nicht nachweisbaren Quellen zufolge brachte bereits der Steinzeitmensch Schieferritzungen vor seiner Höhle an, auf denen ein zähnfletschender Vierbeiner zu sehen war, der unmissverständlich signalisierte: Hier wache ich. Aus dem Altertum finden sich Darstellungen furchteinflößender, großer Caniden auf Tontafeln, die eine abschreckende Absicht nahelegen. Im Mittelalter und der Neuzeit schließlich etablierte sich das Hunde-Warnschild als verbreitetes Mittel, Haus und Hof vor Besuchern mit unlauteren Absichten zu schützen. Material und Ausführung waren, auch aufgrund regionaler Unterschiede in Ressourcen und Fertigkeiten, vielfältig. So fanden etwa in küstennahen Gebieten häufig Schiffsplanken eine zweite Verwendung, während die Steinmetztradition der Sandsteingebirge dauerhaft gemeißelte Exemplare hervorbrachte. Im Paris des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts erfreuten sich kleine Ölgemälde großer Beliebheit.

Das Hundeschild in der Gegenwart

Beschränkte sich die Darstellung traditionell auf wehrhafte Hunderassen wie Rottweiler, Schäferhund oder Dobermann, begegnen uns seit ungefähr den 1980er Jahren auch als harmlos angesehene Vertreter der Spezies, etwa der Mops. Hierbei wird die ursprüngliche Absicht umgekehrt: Anstelle abzuschrecken wird einladend begrüßt und willkommen geheißen. Humor- oder stilvoll gestaltet, ist das einstige Warnschild nicht nur Deko-, sondern in manchen Fällen geradezu Lifestyle-Objekt.
Der Sprüche-Boom, der zuvor schon T-Shirts und Kaffeebecher eroberte, macht auch vor dem Hundeschild nicht halt. Kehrseite ist der kurzlebige Reiz solcher Produkte: Das Schild wird zum Wegwerfartikel. Als Folge dieser Entwicklung gewinnen das Material und seine Recyclingfähigkeit an Bedeutung. Metall kann rückgewonnen werden, Holz ist nach Ablauf der Lebensdauer thermisch verwertbar und wächst nach – vielleicht zu einer neuen Generation von Hundeschildern.
Digitale Drucktechniken ermöglichen dem, der es sich wünscht, das Hundeschild mit dem Foto des eigenen Lieblings. Ein Anbieter derartig personalisierter Einzelstücke ist zum Beispiel Mein-Tierschild.de. Bedacht werden sollte allerdings auch hier, dass diese Schilder nicht die Zeitlosigkeit der steinzeitlichen Ritzungen erreichen.

Die Zukunft des Hundeschildes

Von den allgegenwärtigen digitalen Displays ist es nur ein kleiner Schritt zur mutmaßlich nächsten Neuheit: Dem smarten Hundeschild, per App steuerbar. Wo bisher Handwerker oder Kreative kleine Kunstwerke erschaffen haben, erarbeiten nun Entwickler Lösungen. Für die folgende Entwicklungsstufe braucht es dann nur wenig Fantasie. Beim Nahen des Besuchers poppt auf dessen Mobilgerät das virtuelle Hundeschild auf und informiert in Echtzeit über das Befinden von Hund und Halter*in.